Die Replik von Frank Schirrmacher selbst auf Spiegel Online finde ich ebenfalls gut. Sie richtet sich gegen den polemischen Angriff auf seine Aussagen in einer Rede:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,514434,00.html
Ich muss gestehen seine ursprüngliche Rede auch nicht ganz gelesen zu haben, obwohl sie verlinkt war, wenn auch etwas unklar. Wenn der Kern seiner Rede (nur) war, dass wir die wenigen Kinder, die die Gesellschaft noch hat, durch den unbedarften visuellen Konsum an Gewalt, Pornografie und weiterer roher Seiten des menschlichen Seins nicht vollkommen abstumpfen lassen dürfen, so muss ich ihm zustimmen. Und dennoch ist es ein Leichtes, seine Worte als eine art Fundamentalkritik an den neuen Medien zu hören.
Verblüffend finde ich gerade diese Aussage: „Es gibt keine schönere Herausforderung als diese: Nicht nur das Internet zu erobern, sondern auch gegenzuhalten und Optionen anzubieten.“ Hier stellt er sich eben doch in einer Weise dagegen. Als Redakteur einer klassischen gedruckten „Zeitung“ ist das vielleicht auch verständlich. Es könnte aber an seiner statt auch heißen: „Es gibt keine schönere Herausforderung, den anspruchsvollen Journalismus im Internet stärker zu betonen und auszubauen, eine überstrahlende Alternative zu Brutalität und Interessenlosigkeit zu entwickeln.“
Natürlich hat er Recht, dass die Zeitungen fälschlicherweise totgesagt wurden. Warum soll ein Medium, ein Produkt, dass einen klaren Mehrwert gegenüber rein elektronischer Information hat, nicht weiter bestehen? Es sind grundverschiedene Medien, die für mich alle lieber mit mehr als mit weniger der derzeitig erhältlichen Qualität gefüttert werden wollten.
Und womöglich meint Frank Schirrmacher es eigentlich wirklich so: das Internet ist „Schuld“ daran, dass Informationen — eben auch Porno und Gewalt — überall gleichzeitig in großer Menge vorhanden sein können. Der Gegenentwurf ist die Druckerpresse, das ist kein schlechter Vergleich. Mir selbst fehlt allerdings die Antwort, wir wir mit diesen ohne Zweifel tatsächlichen Gefahren des neuen Mediums umgehen können. Einen wirklichen Ansatz finde ich in seiner Rede auch nicht — eher ein guter Anstoß zum Wachrütteln.